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Wunder

Eine Schnecke symbolisiert die Langsamkeit. Den Aufwand, den sie betrieb, um hier ihr Plätzchen einzurichten, war sicher enorm.

Obwohl es mit einer Leichtigkeit wieder zerstört werden könnte, vertraut sie darauf, sicher zu sein.

Sinnvoll ist es, ab und zu einen Schritt zurückzutreten, weniger durch die Welt zu hetzen, um sich klar zu machen, wie reich alleine die Natur schon, von der wir ja ein Teil sind, vom intuitiven Wissen ist und sich in seiner Langsamkeit, seinem eigenen Tempo, am besten entfalten kann. Dieses Tempo haben vermutlich viele von uns auch aus den Augen verloren.

Wachstum kann nur da geschehen, wo auch zwischendurch Langsamkeit und Gelassenheit herrscht.

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Sie spazierte querfeldein, durch eine knöchelhohe Wildblumenwiese. Die Sonne strahlte am Horizont. Bald würde die Dämmerung einbrechen. Das Vogelgezwitscher vermischte sich mit dem Rascheln  der Bäume. Alles wurde vom Zirpen der Grillen begleitet. Sie hörte ihre eigenen Schritte durchs Gras gleiten.

Dann blieb sie stehen. Ein Schmetterling ließ sich auf einer Blume nieder. Sie betrachtete seine Flügel. Die Präzision jedes einzelnen Details, was dieses Insekt ausmachte, faszinierten sie. Bienen schwirrten umher und jede schien genau zu wissen, wohin sie wollte und welche Blume sie schon besucht hatte.

Plötzlich, wie aus dem Nichts, kam eine Gestalt auf sie zu. Als diese näherkam, konnte sie einen älteren Herrn erkennen. Er war locker gekleidet, hatte nichts besonderes an.  Sein Haar war grau und seine Augen strahlten. „Was tust Du hier so alleine?“, fragte dieser.

„Die Natur genießen und nachdenken.“ „Über was denkst Du denn nach?“ „Eigentlich nur über das, was ich hier gerade sehe. Wie ist es möglich, dass die Natur solche Wunder hervorbringen kann? Ohne Anleitung? Einfach so aus dem Nichts? Und doch hat alles sein System, einen Sinn?“ Der ältere Herr überlegte kurz und fragte dann: „Ist nicht die ganze Welt, die Sonne, der Mond, die Sterne, das Universum ein Wunder? Schau Dich selbst an, bist Du nicht auch ein Wunder? „Natürlich. Das alles sind kleine und große Wunder , die nicht erklärbar sind. Worauf willst Du hinaus?“

"Wunder müssen wir nicht verstehen, es reicht wenn wir sie wahrnehmen, wertschätzen und genießen. Dann kommt die Erklärung vielleicht irgendwann von alleine. Warum immer auf der Suche sein, wenn das kleine Glück so nah liegt?

Und wenn Du selbst ein Teil davon bist, wenn Du das begreifst, erst dann kannst Du auch ein Teil vom Ganzen sein. Ansonsten hast Du Dich abgekoppelt, lebst gegen das, was Erschaffen wurde, nicht im Einklang mit Dir selbst, sondern Du funktionierst nur noch. Ihr Menschen müsst begreifen, dass ihr dabei seid, Euch selbst in Maschinen zu verwandeln. Die Verbindung zu all diesen Wundern ist aber gewollt und wenn ihr diese abreisen lasst, dann bezweifle ich, dass ihr eine Zukunft haben werdet."

Damit verabschiedete sich der Herr und ging einfach weiter. Einmal drehte er nochmal nochmal um und winkte zurück, bevor er am Horizont im Antlitz der untergehenden Sonne verschwand.

Veröffentlicht am: 
4/10/2018
Autor:
Antje Wäschle